Kapitel 1

Du hast dir das Wort verdient. Die Krankheit repliziert. Dich wieder und wieder bewiesen. Und doch bleibt noch eine Herausforderung. Nicht deine letzte. Ganz im Gegenteil. Einfach ein weiteres Kapitel in einer weiteren Geschichte, die deine Legende an jene bindet, die vor dir kamen.

Rezyl wollte die Schrecken ausmerzen. Yor düngte die Wilden mit Leid und Verzweiflung, dass eine neue Hoffnung wachsen würde. Ich war diese Hoffnung. Mein Feuer hat gezeigt, dass das Flüstern nicht verstummen kann. Für viele enden die Legende und die Lehre dort. Sie liegen falsch. Gefährlich falsch. Yors wahre Lehre—und im weiteren Sinne auch Rezyls—war nicht, dass Stärke Stärke besiegt. Seine Lehre war viel scharfsinniger und unendlich viel größer. Not führt zu Evolution. Sie erzwingt sie. In dieser Feuerprobe werden wir geschmiedet. Werden besser. Stärker. Werden mehr, als wir waren.

Die Hüter von heute sind keine Götter. Auch jene vor ihnen waren es nicht. Wir alle sind nur Glieder einer Kette, die zurückführt zum Anbeginn der Zeit und voran bis zum Ende der Existenz. Jedes Glied wird durch die anderen gestärkt. Jedes ist stärker als das davor. So wie ich „stärker“ war als Yor und du stärker bist als ich. Das Ganze stärkt seine Teile und somit sich selbst, wenn die harte Wahrheit der Realität sich reckt, um uns zu brechen—um die Kette zu sprengen, unsere Verbindungen zu trennen.

Doch unsere Kette wird niemals brechen, denn Krieger wie du und ich sind nicht so stolz, als dass wir unsere Vergangenheit leugnen würden. Wir lernen daraus, wachsen daran. Sie ist das Fundament, auf dem wir jeden einzelnen Sieg bauen. Sie ist der Katalysator für unseren Wandel. Hier und jetzt biete ich dir die Gelegenheit, eine neue Evolution zu entfachen—den nächsten Schritt unserer Besserung zu gehen, den nächsten Sprung voran in unserem Krieg gegen die Auslöschung zu machen.

Ich habe diese gezackte Waffe gehalten seit jenem schicksalhaften Tag auf Dwindlers Höhe. Ich habe sie verborgen. Habe ihre Geheimnisse gehütet, ihre Albträume weggesperrt, wo niemand sie hören kann, auf dass niemand der Versuchung verfällt. Jetzt ist sie ruhig, abgesehen von einem leisen Murmeln, doch die Krankheit bleibt. Es gab unzählige Momente, in denen ich beschloss, sie zu vernichten—ihre Gefahr vom Spielfeld zu nehmen. Doch ich wusste, dass sie einem höheren Zweck dienen würde, und ich glaube, dass dieser Zweck in deinen Händen gefunden und erfüllt wird.

Die Schar nutzt unzählige Methoden, um uns zu vernichten. Die Waffen des Leids sind nur eine davon. Das Schicksal dieses gefährlichen Werkzeugs liegt jetzt in deinen Händen. Wirst du zulassen, dass das Leid fortbesteht—eine schwelende Bedrohung, die darauf wartet, all jene zu verzehren, die ihrer Macht erliegen? Oder wirst du einen neuen Weg beschreiten? Wirst du der Schar und jedem Hüter, der dir folgt, vor Augen führen, dass das Leid uns nicht leitet? Denke selbst über diese Fragen nach, doch ich stehe fest zu dem, was ich glaube.

Wir sind besser als unsere schlimmsten Ängste.

Wir sind auf ewig und wahrhaftig …

Waffen des Lichts.

—S.