Kapitel 11

Sie ist weg. Er lebt jetzt in einem Zustand anhaltender Furcht. Er hasst die Zukunft, weil er sie fürchtet—er fürchtet ihre Leere, und er kann sich eine einsame Ewigkeit ohne sie nicht vorstellen. Als er die Kante der Mars-Schlucht hinunter taumelt, kann er fühlen, wie der Abgrund nach ihm ruft, ihn bittet, ihr zu folgen. Um alles zu beenden. Der Ort ist so heiß, dass er schweißnass ist. Das tote Gehäuse einer seiner alten Krähendrohnen, das er auf seinen Rücken geschlungen hat, fühlt sich an, als würde es ihm die Rippen zudrücken, seine Lungen gegen sein Brustbein drücken, ihm den Atem nehmen.

Er braucht die Drohne, um sein Schiff zu reparieren. Wieder einmal. Er muss weg vom Mars. Er muss anfangen, nach ihr zu suchen.

Das Gewicht der Krähendrohne drückt ihn nieder auf alle Viere. Sein Blickfeld verschwimmt—Sterne und strahlende Herolde hoch oben in der Ringebene und eine Wand schrecklichen Lichts—und er sieht den Moment, der ihm alles genommen hat, den Moment, in dem seiner Schwester letztlich und absolut endgültig alle Geheimpläne ausgingen. Den Moment, an dem jeglicher Laut verstummte und er verleugnend aufschrie und doch—trotz dem seine Seele sich danach sehnte, mit ihr zu sterben—zum Ablenkungsschild griff und sein Leben rettete.

Er kriecht weiter bis er sich im Schatten eines toten Vex-Blocks ausruhen kann.

Er stürzte auf die Candor-Inseln, nicht weit vom Tor zum Garten. Dem Ort, an dem er einen anderen Pfad für die Erwachten sah. Wieso hat Mara seine Einladung nie angenommen?

Er hat sie gehört. Sicher, Halluzinationen vor Durst. Aber da ist dieses Summen, dieses Flüstern, dieses Kitzeln von Sternenlicht in seinem Schädel ...

Eine Schar seiner Krähendrohnen hat seine Absturzstelle gefunden und sein Schiff repariert. Er hat es bis auf halbe Orbitalgeschwindigkeit geschafft, bevor ihn eine Kabal-Kanone vom Himmel gewischt und krachend ins Hellas-Becken geschickt hat. Jetzt sind seine Krähen tot und sein Schiff kann vermutlich nicht mehr repariert werden. Und seine Schwester ist weg. Seine Schwester ist WEG. Und er ist ihr gefolgt und sein ganzes Volk ist ihr gefolgt, weil er und sie sicher waren, dass sie einen PLAN hatte, dass sie stets einen PLAN hatte, der besser war als ZU TAUSENDEN FÜR EINE STADT ZU STERBEN, DER DAS EGAL WAR.

Er sollte nach Hause gehen. Er sollte nach Hause gehen. Wenn er einen Weg findet. Aber wird er stark genug sein? Er kann nicht der Champion sein, den sie geliebt haben. Er kann ihren Glauben an den Zweck der Erwachten nicht mehr wiederherstellen, oder in das Vorhaben seiner Schwester. Er glaubt selbst nicht länger daran.

Diese Welt ist jetzt ein Kadaver. Die Narben durch vorbeiziehende Hüter. Kabal-Festungen, die nach Fäulnis riechen, übersät mit Fleisch, Knochen und zerbrochener Panzerung. Die zersplitterten Rahmen von Vex liegen im Sand verstreut. Ein Ort des Todes, Tod und Krieg, ein Krieg, der an den Angelpunkten des Reisenden wackelt, hierher gebracht von den Marionetten des Reisenden, diesem Angelpunkt des Krieges.

Da ist etwas in seinem Auge. Er blinzelt und blinzelt, versucht, es rauszuwischen, und währenddessen kann er sich nicht hören, spürt dieses Prickeln des Sternenlichts unter seiner Haut nicht. Sie wird ihm sagen, dass er auf dem richtigen Weg ist. Sie wird ihm sagen, dass sie noch lebt.

Er spürt nichts.