Kapitel 1

„Jolyon, mein Freund“, flüstert Uldren Sov. „Du und ich, wir werden den Schwarzen Garten einnehmen“.

„Ach ja?“ Jolyon Till, das Rückgrat, berühmt unter den Krähen, Scharfschütze, Kundschafter und Geschichtenerzähler, liegt gestreckt und bäuchlings an Uldrens Seite. Die Länge seines abgewetzten Gewehrs, das gegen seine Schulter drückt, verdoppelt seine Höhe fast. „Klar, wir zwei lassen selbst den Saturn in einer Badewanne schwimmen.“

„Ich meine es Ernst, Jol.“

„Und du wirst todernst sein, wenn du zum Mars fliegst, hahaha. Zielentfernung 2.900 Meter. Windstärke und –richtung?“

„Windgeschwindigkeit 21 km/h, aus drei Uhr. Du hast zwei Grad Abweichung nach Norden. Aber ich gehe, ich tu es wirklich. Du musst mitkommen. Wenn du das verpasst, hast du nie mehr die Gelegenheit!"

„Wenn ich tot bin habe ich zu überhaupt nichts mehr Gelegenheit. Schussbereit.“

„Drück ab“, sagt Uldren. Die Souveränität knallt und schlägt gegen Jolyons Schulter. Uldren macht sich nicht mal die Mühe, zu überprüfen, ob es ein Volltreffer ist. „Du warst bei allen großen Sachen mit dabei, Jol. Ohne dich schaffe ich das nicht. Außerdem—“ Er öffnet seine Hand, um die ausgeworfene Hülse zu zeigen, die er schnell wie eine Kobra aus der Luft geschnappt hat. „Wenn wir es nicht tun, machen es ein paar Hüter und ehe du dich versiehst, lädt Mara sie ein, Krähenarbeit zu erledigen.“

Jol rollt sich auf die rechte Seite, um Uldren anzusehen. Der Herr der Krähen setzt sein gewinnendstes Grinsen auf; Jolyon Till, das Rückgrat, blinzelt und schlägt mit einer Hand auf den Magazinauswurf. Uldren fängt es. „Du bist genau wie deine Schwester“, seufzt Jolyon, „nur dass die nicht so breit grinst, wenn sie einem übel mitspielt.“

„Ich habe den ganzen Charme der Familie geerbt.“ Uldren wartet geduldig, bis Jol den Bolzen bedient und die Patrone in der Kammer auswirft. Normalerweise gewinnt er bei diesem kleinen Spiel—normalerweise—aber manchmal überrascht Jol ihn. „Es war noch nie jemand im Garten. Stell dir vor, was wir finden werden.“

„Namenlose Schrecken?“

„Es sind alles namenlose Schrecken, wenn ihnen niemand einen Namen gegeben hat, Jol. Es war noch nie jemand dort. Ist das nicht verlockend?“

„Nein. Weil es deine Schwester verboten hat, Uldren.“

„Genau deshalb“, erwidert er heiter, „weiß ich, dass es die Sache wert ist.“ Und weil das Volk der Erwachten eine weitere Geschichte über sein knappes Davonkommen spannend finden wird. Mara hat nie wirklich verstanden, wie viel Helden den Leuten bedeuten. Eine Königin ist zwar unabdingbar, aber bei einem Helden, da weiß man, was er will, wann er verloren und wann er gewonnen hat.