Kapitel 26

Der erste Koloss, den sie besiedelten, war ein ein Kilometer großer Wohn-Tender. Die Reaktoren brannten noch und die Schwerkraft lag stabil bei dreiviertel der Erdanziehung. Gesteuert von einer KI, die vor langer Zeit auf einfache Subroutinen reduziert wurde, hatte der Tender seine letzte Mission, einen Kometen aus der Oortschen Wolke in einen Asteroidengürtel zu schleppen, längst abgeschlossen. Als keine Befehle für die Verwendung des Kometen folgten, leitete der Tender die Begrünung ein. Die Oberfläche des Kometen war hügelig und mit Erdreich bedeckt und angebundene Spiegel, die durch Photonendruck gespannt wurden, bündelten Sternenlicht zu einem silbernen Strahl, der den Sauerstoff produzierenden Wald ausreichend versorgte. Es wäre das reinste Wunder aus Grünflächen und uraltem Eis, aber die Oberfläche hatte vor kurzem Feuer gefangen. Die sauerstoffgenährten Flammen haben so ziemlich alles getötet, außer Insekten und Ratten. Aber Mara entschied, dass dies ein guter Ort für den Wiederaufbau sei, immerhin waren die Ratten die ersten intelligenten Lebensformen, denen sie seit ihrer Rückkehr begegneten, und die Insekten waren essbar.

Die Rümpfe haben das Entfalten nicht so gut überlebt wie ihre Passagiere. Das Mikrosingularitätswurmloch, das durch eine unerwartet hohe Spitze an dunkler Energie geöffnet wurde, hat die Panzerung aus Metall und Keramik wie eine Eierschale abgerissen. Fünf der Schiffe waren den Raketen zum Opfer gefallen. Am schlimmsten war jedoch, dass beim Überschreiten der Albtraumschwelle zwischen den Welten die KI- und Logiksysteme an Bord zerstört wurden.

Es war an der Zeit, die Kokons zu verlassen. Uldren stieß bei seinen Erkundungen auf eine Bank zerstörter Raumschiffe, die vermutlich zur gegenseitigen Unterstützung als Konvoi durch den Asteroidengürtel geflogen waren. Die Gensym-Schriftgelehrten, die Mara auf ihrer Reise begleiteten, katalogisierten selbst jetzt wie verrückt kulturelle Kennzeichen und alte Aufzeichnungen.

„Wir schlachten die Rümpfe aus“, trug Mara Sjur Eido auf. „Nehmt alle verwertbaren Rohmaterialien und Systeme mit und bringt die Biosysteme dieser Kolosse wieder online. Sobald wir die Schwerkraft stabilisiert haben, können wir uns über Babys Gedanken machen.“

„Wir brauchen Waffen“, stellte Sjur gut gelaunt fest. „Wir haben nicht mehr genug Chemikalien für Schusswaffen übrig und der Schrott, den wir mitgebracht haben, würde Löcher in die Hülle reißen. Wir brauchen auch Seilwurfgeräte und Vorrichtungen, um Satelliten von den Oberflächen der Asteroiden, Schiffe und so weiter zu starten. Wenn du verstehst, worauf hinaus will?“

„Ich kann es mir noch nicht richtig vorstellen“, antwortete Mara sarkastisch. Sie stellte sich den Anblick von Sjur Eido beim Spannen ihres frauengroßen Bogens vor und verwarf den Gedanken sofort wieder: Der Gedanken an solche Annehmlichkeiten würde sie nicht weiterbringen. „Hat es was mit Bogenschießen zu tun?“

„Große, alte Kompositbögen mit allerlei taktischen Schnickschnack“, schwelgte Sjur in freudigen Gedanken. „Ich wäre die erste Frau im Universum, die einen Kommunikationssatelliten mit einem Langbogen in eine heliozentrische Umlaufbahn schießt.“

„Mach dich nicht lächerlich“, entgegnete Mara. Sjurs ungehemmt freudiges Grinsen und der Gedanke, das gesamte Riff an ihrer Seite zu erkunden und wiederaufzubauen, bereite Mara trotz der schrecklichen Vorstellung, Sjur in Gewalt und Gefahr zu stürzen, ein besorgniserregendes Gefühl von Wärme und Freude.

„Nun“, fuhr Sjur fort und nutzte diesen Moment der Schwäche, um zu bekommen, was sie wollte. „Wann willst du den anderen sagen, was mit der Erde passiert ist?“

Zunächst hielten sie die Erde für eine Ruinenwelt, aber es gab andere Zeichen. Zumindest hatte sie sich nicht in eine von Maschinen zerfressene Leiche verwandelt, wie der Merkur. „Sobald Uldren vom Aussenden seiner Drohnen zurück ist.“ Ihre Augen wurden enger. „Sjur, kannst du hören, was ich denke?“

„Du meinst telepathisch?“ Die Leibwächterin der Königin schloss ihre Augen. „Jeder hier hat ein gruseliges Gefühl, aber ich glaube nicht, dass deshalb ... Mara! Meine Güte!“