Kapitel 15

Der Vagabund umrundete eine Ecke im Basar und schnappte sich ein Tuch, das an einem der Stände hing.

Er schlüpfte durch ein Tor und ging durch eine wenig benutzte Tür in einen zivilen Korridor. Während er weiterging, hüllte er sich in das Tuch, um sein Gesicht zu verbergen. Dabei änderte er nach und nach seine Haltung und sein Tempo: Er bewegte sich etwas langsamer und beugte sich ein wenig tiefer. Als er in das nächste Atrium kam, war es, als wäre er um sechzig Jahre gealtert.

Als er eine Gruppe von Alten sah, die sich in der Sonne wärmten, schlenderte er hinüber, um sich als einer von ihnen hinzusetzen.

„Neu hier?“, krächzte einer.

„So fühlt es sich jedenfalls immer an“, antwortete er in einem näselnden Ton.

„Ich weiß, was du meinst", sagte der Alte und starrte auf eine Gruppe von vorbeiziehenden Titanen, in deren Rüstung sich der Himmel wiederspiegelte. „Die da ändern sich nie“, sagte er, während er auf sie deutete. „Aber alles um sie herum können sie nach Belieben ändern. Zum Guten oder zum Schlechten.“

„Da ist was dran.“ Doch das hatte er nicht gemeint. Sobald der Verkehr nachließ, würde er direkt zum Anbau gehen können. Keine Hüter, die ihn über Regeln oder Auszahlungsänderungen für Gambit belästigen.

Er hasste es, mit den Lichtern da raus zu gehen. Ihre Ernsthaftigkeit kotzte ihn an. Er tat es nur, weil er essen musste. Was er an Gambit liebte, war eine einzige Sache: köstliche Partikel der Dunkelheit.

Die Bank knarrte, als sich jemand neben ihn setzte. Er sah nicht einmal auf. Wer auch immer es war, irgendwann würde er wieder gehen.

„Deine Infos waren verlässlich“, sagte eine Stimme. „Zu meiner Überraschung.“

Er drehte sich um und sah eine Frau: braune Haut, krumme Nase, mit intelligenten Augen und einem festen Blick. Sie trug einen schwarzen Mantel und eine leichte Rüstung darunter. Ein Warlock. Er kannte sie nicht. „Du musst mich verwechseln, Liebes“, trillerte er.

Sie reichte ihm eine aufwendig gestaltete Tafel von der Größe einer Titanen-Faust. Ein Kormoranen-Siegel.

„Die Infos, die du uns über die Schatten verkauft hast, waren verlässlich“, wiederholte sie. „Wechselst du die Seiten?“

Er blinzelte. Es brachte nichts, sich zu verstellen. Er setzte sich etwas aufrechter hin. „Ich bin einzig und allein auf meiner Seite. Sind sie am Leben?“

Die Alten zu seiner Rechten runzelten die Stirn und begannen, miteinander zu tuscheln.

„Alle, bis auf einen. Als wir vor Ort ankamen, hatte unser gemeinsamer Freund schon seine Arbeit aufgenommen.“

„Die drei waren Idioten. Auf der Jagd nach Legenden. Keine Gefahr für irgendwen außer für sich selbst.“

„Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst. Aber sie sind jetzt in Gewahrsam.“

„Wenn du dann fertig bist, möchte ich meine Zeit wieder mit meiner Decke und diesen alten Knackern verbringen.“

„Wir haben uns die Tapes deines Protegés angehört“, sagte sie.

„Ihr Bastarde“, sagte er, ohne sonderlich wütend zu klingen.

„Die Vorhut glaubt, dass sie dich brauchen kann“, sagte sie.

„Und was glaubst du?“

„Du bist ein Verbrecher, dem man nicht trauen kann. Aber ... Orin hat dir eine Chance gegeben.“

Er drehte sich um, um sie anzusehen.

„Und ich glaube, dass du denkst, du könntest sie zurückbringen“, fuhr sie fort. Er sagte nichts, sah aber auch nicht weg.

Aunor stand auf. „Schönen Tag noch.“