Kapitel 5

„Ich kannte Callum unter einem anderen Namen – einem verhassten Namen.“

„Der Vagabund war eine Zeitlang mit Callums Crew unterwegs. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er genauso geworden wäre wie sie – eine beunruhigende Armee im Gleichschritt – wenn sie sich eher getroffen hätten.“

„Scheiße, vielleicht WAREN sie es. Vielleicht war sein Gambit das ihre.“

„Vielleicht war der Köder, der ausgelegt wurde, als der Vagabund zum ersten Mal im Turm auftauchte, ja für mich gedacht. Vielleicht haben wir nur um unser eigenes Ende gespielt. Aber es lohnt nicht, darüber zu grübeln. Der Weg ist klar. Also gehen wir ihm nach. Und wenn hinter der letzten Kurve der Tod wartet, dann können wir den Gefallen nur erwidern.“

„Der Vagabund hat mir gesagt, dass Callum einen Geheimplatz hatte – eine Feste nur für sich allein. Er sagte, seine Crew hätte sich zerstreut, um mich von ihrer Spur abzulenken. Sagte, sie hätten gewusst, dass es schwer würde, abzuhauen, aber wenn sie zusammenblieben, würden sie nur breitere Fußspuren hinterlassen und leichter zu verfolgen sein.“

„Stimmt ja auch. Als die sechs – also Callums Crew – sich aufgeteilt hatten, jeder auf der Suche nach was auch immer, erhielt ich verworrene Signale. Ich hörte widersprüchliche Geschichten über ihre Taten von einem Ende des Sonnensystems zum nächsten, und ich kam kaum hinterher.“

„Aber diese Info – Callums Rückzugsort – klang, als ob man ihr nachgehen sollte.“

„Nach zwei Wochen in der lebendigen Hölle dachte ich, der Vagabund hätte mich belogen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Es gab Anzeichen einer Schattenpräsenz, aber sie waren kalt – alt. Ich wartete trotzdem. Schoss ein paar Besessene ab, um die Zeit totzuschlagen.“

„Und das Warten lohnte sich.“

„Callum kam. Ich konnte ihn hören, bevor ich ihn sah – er stritt mit seinem Geist. Ich hatte die Hoffnung, dass sie vielleicht etwas ausplauderten, anhand dessen ich die anderen aufspüren konnte. Aber nein. Ihr Gespräch war hitzig. Callum war zu weit gegangen. Sein Geist war wütend. Kann's ihr nicht verübeln.“

„Mir fiel auf, dass sie ihn immer mit seinem richtigen Namen ansprach – Callum – und nicht mit seinem anderen. Er bedeutete ihr noch etwas. Sie hatte noch Hoffnung. Dann schrie sie.“

„Ich zog meine Waffe und trat ins Licht.“

„Callum hatte seinen Geist in der linken Hand. Sie war still. Mit der rechten Hand hatte er ihre Optik mit einem üblen Dolch durchbohrt – einem Instrument, das aus den gezackten Spitzen einer Waffe geschnitzt war, die ich nicht nennen kann.“

„Der Geist war tot und Callum lachte nur. Wahrscheinlich weil er wusste, was als Nächstes kam.“

„Wir redeten. Er sagte, ich könne sie nie alle töten. Dann ließ er die Geisthülle fallen und zog seine Waffe.“

„Ich feuerte los und malte ihn ohne ein weiteres Wort an die Wand."

—Beobachtungen eines Abtrünnigen über einen Vagabunden