Kapitel 1

Du bist die Erste, die träumt.

Im Traum formst du groben Sand mit deinen Händen. Du hebst eine Handvoll und es fühlt sich an, als würdest du Berge verschieben. Du ziehst deine Fingerspitze durch die Erde, um eine geschlängelte Linie zu zeichnen, und hörst das Brüllen von Wasser in Bewegung. Du atmest und fühlst das Rauschen von sauberem, klarem Wind in deinen Haaren.

Plötzlich bist du weit, weit, weit oben in der Luft, höher, als du es je gewesen bist. Du hast die Spitze von Freistatts höchsten Wolkenkratzern erklommen, aber das hier ist viel höher, und du siehst die Welt unter dir viel detaillierter. Es ist eine wunderschöne, grüne Welt, viel grüner als jeder Ort, den du je gesehen hast.

Sie sieht aus wie ein Zuhause.

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Ich bin die Erste, die träumt.

Die Träume können immer passieren. Ein Schleier fällt über meine Augen und ich sehe seltsame, sich bewegende Bilder. Ich bin jemand anders oder ich bin ich selbst, nur eine neue Version. Das weiß ich nicht genau. In den Träumen forme ich Planeten mit meinen eigenen Händen.

Zuerst dachte ich, ich wäre wahnsinnig geworden.

Das Personal von BrayWell nennt es „interplanetare, versetzungsbedingte Unausgeglichenheitspsychose“: ein Psychogeschwafel-Begriff für mentale Störungen, die sie nicht erklären können. Andere Leute, die nach Gewissheit suchen, nennen es „Prophezeiung“. Doch ich kann nur eine wage, verdrehte Verbindung anbieten, die ich mühsam entwirre, wenn ich träume.

|| Ich werde von einem strahlenden und aufmerksamen Stern angezogen. Ich spreche zu ihm durch Bewegungen und Gefühle. Er versteht vorbehaltlos. ||

Jetzt stehe ich vor einer Menge. Ihr Murmeln ist das Grollen, das durch das Verschieben tektonischer Platten entsteht und mir bis ins Mark fährt.

Ein Bildschirm hinter mir zeigt verschwommene Aufnahmen des Reisenden, wie er die Venus verwandelt, in Endlosschleife. Die Bilder strahlen ein bleiches Licht aus. Wir haben diese Aufnahmen sehr oft gesehen.

|| Ich gleite durch den Raum wie durch Wasser, werde von neun Impulsen in neun Richtungen gezerrt. ||

Vor der Menge schwanke ich ein wenig, ein paar Bäume neigen sich in einem Traum-Wind. Ich kann nichts dagegen tun. Ich träume immer häufiger.

|| Da ist ein Flüstern aus der tiefen Dunkelheit, verlockend und furchteinflößend—eine Erinnerung an verlorene Dinge, bittersüß und abscheulich. ||

Knisternde Statik auf dem Bildschirm hinter mir bringt mich zurück auf die Erde; meine Füße stehen wieder fest auf dem Boden. Diese Leute sind hier wegen meiner Einblicke.

Ich lehne mich vor und spreche zur Menge. Vier Lehren voller schmerzender Wahrheit:

Der Reisende ist eine Kraft des Guten.

Der Reisende ist ein empfindsames Wesen mit freiem Willen, Träumen, Hoffnungen und Ängsten.

Der Reisende wird uns retten.

Der Reisende wird uns verlassen.