Kapitel 4

Schon mal von Andal Brask gehört?

Den solltest du kennen. Einer der alten Helden. Noch vor dem Schwarzen Garten, den Schar-Göttern und der kabaligen Sauerei, die wir eben erst aufgewischt haben.

Ja, der war ... jemand. Der Jäger-Anteil der Vorhut vor meiner Wenigkeit. Aber noch wichtiger ...

Er war mein Freund. Sogar ein Bruder.

Andal und ich waren mit einer Wahnsinnscrew unterwegs. Das war, bevor er sich einwickeln ließ und einen Einsatztrupp mit den hohen Tieren bildete. Oh, wir waren legendär. Haben Aufklärungstrupps geleitet, die nach Überlebenden suchten und sie zurück zur Stadt führten. Wir haben vergessene Orte kartographiert, wo es noch alte Technik oder Vorräte gab, die es sich zu bergen lohnte. Wir haben massenhaft Gefallene gejagt. War nie einfach. Vor allem in den Anfangstagen.

Und mit „Anfangstagen“ meine ich meine Anfangstage. Viele Hüter waren schon länger da als ich, aber selbst in meinem neugeborenen Neuleben hatte die Stadt immer mehr Aufgaben zu erledigen. Und wir Hüter mussten eine Menge lernen. Das Problem dabei, wir scheinen es immer nur auf die harte Tour zu lernen ...

Die Rote Schlacht. Die Zeit, als Crota schlecht gelaunt erwachte und mehr Hüter umgeklatscht hat, als ich zählen kann. Der Dämmerbruch. Und all die schlimmen Sachen, die vor meiner Zeit passiert sind. Die Eisernen Lords und ihr Gerangel mit SIVA. Die Sechs Fronten.

Und das sind jetzt nur ausgesuchte Schlagzeilen. So viele gelernte Lektionen. So viele verlorene Leben. Aber in Wirklichkeit ...

hatte ich immer das Gefühl, dass wir in den alltäglichen Kämpfen am meisten über die Welt lernten ... und über uns selbst. Innerhalb der Stadtmauern, in Sicherheit, werden wir daran erinnert, wofür wir kämpfen. Aber außerhalb der Mauern?

Da kriegen wir unter die Nase gerieben, was wir alles verloren haben. Die harte Realität, wie tief wir gefallen sind. Verlassene Straßen, zerfallende Städte – Rost und Ruinen, Ruinen und Rost.

Wenn uns die Stadt einen Grund gibt, für das Jetzt zu kämpfen, dann geben mir diese alten, toten Orte immer einen Grund, auf das Morgen zu hoffen. Verrostete, zerbrochene Skelette hin oder her ... Wenn man die Augen zukneift, kann man sehen, wo wir alle waren und was alles sein kann.

Deshalb hat Andal einen anderen Weg eingeschlagen und sich der Vorhut angeschlossen. Meine Crew und ich hofften, dass er die anderen – Osiris, Zavala, sogar den Sprecher – dazu bringen würde, zu sehen, was wir gesehen haben. Die Stadt war ein Zufluchtsort, ja, aber wenn wir uns zu lange verstecken, würde alles, was wir verloren haben von Piraten oder Kriegstreibern auseinandergenommen oder wir würden unsere Menschlichkeit verlieren.

So wie wir Andal verloren haben.