Kapitel 8

227.97

Es läuft folgendermaßen: Du und Maya und Shim und Duane-McNiadh, ihr begebt euch mit leisen Schritten ins Vex-Informationsnetzwerk. Macht euch damit vertraut. Ihr müsst alles in Metaphern übersetzen, um es zu verstehen. Das ist so, als wolle man auf einem geölten Seil balancieren. Du und Maya, verlasst euch aufeinander. Wenn Shim ausrutscht, helft ihr ihm wieder hoch. Ihr erkundet. Ihr macht weiter.

227.3

Es läuft folgendermaßen: Du und Maya und Shim und Duane-McNiadh, ihr begebt euch mit vorsichtigen Schritten ins Vex-Informationsnetzwerk. Ihr müsst alles in Metaphern übersetzen, um es zu verstehen. Das ist so, als wolle man eine Fourier-Transformation seiner selbst auf einer Sonnenuhr durchführen. Wenn du ins Stolpern gerätst, stellen Shim und Duane-McNiadh dich wieder auf die Beine. Das gibt ein Paar aufgeschürfte Knie, aber nichts Ernstes. Ihr erkundet. Ihr macht weiter.

227.218

Es läuft folgendermaßen: Ihr begebt euch alle mit sicheren Schritten ins Vex-Informationsnetzwerk. Maya sagt, es fühlt sich so an, als wolle man auf einem Surfbrett einen Berg hinabfahren. Duane-McNiadh stellt einige düstere Prognosen über Lawinen, aber er ist dir einen Schritt voraus. Du kannst es kaum erwarten zu beginnen.

Ihr kommt an einen Ort, der eine Welt simuliert, die du nicht erkennst—auf den Hügeln wächst ein leicht schillerndes Getreide mit Halmen so purpurn wie der Himmel. In der Ferne ruft etwas—vielleicht ein Vogel. Am entfernten Horizont liegt etwas, das der Reisende sein könnte. Es sieht aus wie eine abgelegte Eierschale von der Größe eines Mondes, mit Rissen wie Spinnweben. Es tritt kein Licht daraus hervor.

Duane-McNiadh läuft zu schnell und prüft den Untergrund nicht. Er ist von jetzt auf gleich verschwunden—durch den unsichtbaren Rand der Simulation gefallen. Als du zu der Stelle gehst, wo er verschwunden ist, und den Kopf im richtigen Winkel neigst, siehst du einen schwarzen Leerraum mit leuchtenden Gitterlinien, die jedoch kein Licht ausstrahlen. Neigst du den Kopf zurück, so siehst du wieder purpurnen Weizen und hörst den entfernten Ruf eines unbekannten Vogels.

„Wir müssen hinterher“, sagt Maya. „Wir können ihn nicht einfach zurücklassen—“

Ihr seid alle schockiert. Shim bückt sich nach einem Stein, schielt ein bisschen und wirft ihn von unten zum Rand der Simulation hin. Er verschwindet, noch bevor er den Höhepunkt der Wurfkurve erreicht. Shim schüttelt den Kopf.

Du und Maya wiederholt das Experiment, wobei ihr eure Köpfe wie nervöse Spatzen auf die Seite legt. Sobald eure Steine auf die Leere treffen, lösen sie sich erst zu Drahtgittermodellen und dann zu schwarzem Nichts auf.

Ihr zieht euch zurück. Ihr stellt eine Markierung auf einem Hügel auf, auch wenn es nicht viel nützt. Ihr trauert. Ihr macht weiter.

227.7

Ihr verliert Shim.

227.33

Ihr verliert Duane-McNiadh.

227.200

Zu viert bastelt ihr ein Funkgerät, um die anderen Teams zu kontaktieren. Wenn ihr nachts Rast macht, klickt ihr euch durch sämtliche Kanäle in der Hoffnung, dass ein anderes Team auf die gleiche Idee gekommen sein könnte. Auf einer Klippe aus Glas mit einer dünnen Schicht aus sandiger Erde und einer noch dünneren Schicht aus Glas erhaltet ihr eine nur mit größter Mühe auszumachende Antwort.

In der nächsten Nacht macht ihr am Ufer unter der gläsernen Klippe Rast. Noch vor Sonnenaufgang wirst du durch Schreie geweckt. Du hast keine Zeit herauszufinden, was geschieht, bevor dir das gleiche Schicksal widerfährt.

227.72

Ihr verliert Maya.

227.41

Ihr verliert Maya.

227.59

Ihr verliert Maya.

Du trauerst. Der Gedanke an alle anderen Mayas da draußen ist keine Hilfe. Sie waren nicht die Maya, mit der du lebendige Basaltblumen bestaunt hast, eine Welt mit siebzehn Monden, einen Kontinent, von dem Shim steif und fest behauptete, er sei das Australien des sechzehnten Jahrhunderts, und den Duane-McNiadh immer Pangaea nannte. Du hast eine Simulation mit einer Stadt gefunden, wo du bei einem Juwelier eine Halskette ausgesucht hast, die du ihr mitbrachtest, um ihr einen schönen Pseudo-Jahrestag zu wünschen.

Maya mochte keine Armbänder. Sie sagte immer, sie würden bei der Arbeit stören. Ihre Haare wurden struppig und mussten geschnitten werden. Sie konnte sich nie entscheiden, ob sie sie wachsen lassen wollte. Sie lachte darüber, wie du mit Gewichtheben deine simulierten Muskeln aufbauen wolltest, aber sie half dir trotzdem.

Es gibt noch andere Mayas da draußen, verschiedene Schichten bis hinauf zum Original, wo immer es auch sein mag. Du hoffst, dass es ihnen gutgeht. Aber das ändert nichts daran, dass dir diese Maya fehlt und du die Streitereien und Entdeckungen vermisst, die ihr in eurem gemeinsamen Leben noch miteinander geteilt hättet.

Shim und Duane-McNiadh holen dich neben Mayas Markierung wieder auf die Beine. Oben drauf liegt eine Basaltlilie, deren Blütenblätter so dünn sind, dass Licht durch sie hindurch scheint.

Ihr macht weiter.