Kapitel 5

Lieber Reisender,

heute war es hier in Eventide so aufregend wie noch nie! Wir machten mit der Schule einen Ausflug nach draußen, um mehr über Europas Klima zu lernen. Zumindest haben die Lehrer das gesagt. Ich wette, sie hatten bloß genau wie wir die Nase voll davon, drinnen festzusitzen.

Als wir unsere Ionenschild-Schneeanzüge anzogen, belehrten uns die Lehrer, dass wir immer zu zweit und in Sichtweite bleiben sollen. Doch kaum waren wir draußen, rannten natürlich alle wild in alle Richtungen. Ich nutzte die Gelegenheit, um sinnvollere Sachen bei Papa und Vater drüben in der Exo-Fabrik zu lernen. Das war nicht gegen die Anweisungen – die Fabrik war in Sichtweite und ich hatte gleich zwei Begleiter: Mihaylova und Calumet.

Ich wusste, dass ich ohne Ausweis nicht durch den Vordereingang kommen würde. Also lief ich um die Fabrik herum zur Ladezone, wo gerade zwei Exos einige Kisten abluden. Es schien, als wären sie fast fertig mit ihrer Arbeit, also versteckte ich mich und wartete darauf, dass sie verschwinden würden.

Doch stattdessen hörte ich, wie sich einer der Exos hinsetzte. „Ich mach kurz Pause. Ob wir es brauchen oder nicht, zu dieser Zeit haben wir immer unsere Mittagspause gemacht. Ich weigere mich, den ganzen Tag durchzuarbeiten.“

Daraufhin sagte der andere Exo: „Ich vermisse unser Mittagessen. Ich vermisse es, Hunger zu haben.“

Der erste Exo antwortete in einem seltsamen Tonfall: „Hmm … also bist du hungrig nach Hunger?“ Daraufhin lachten beide lange.

Als sie schließlich aufhörten zu lachen, sagte der zweite Exo: „Was erzählst du diesem Seelenklempner eigentlich so? Erzählst du ihm von dem Flüstern?“

Da wollte ich am liebsten aufstehen und gehen. Es gefiel mir nicht, dass sie sich über Vater lustig machten. Und dann die Art, wie sie über Essen und Träume sprachen … mir wurde irgendwie schlecht. So sehr, dass ich ein Geräusch gemacht haben muss, denn dann hörte ich sie sagen: „Was war das?!“

Da rannte ich los.

Ich hörte, wie sie nach mir riefen und wie ihre Schritte immer näher kamen. Dann hörte ich einen Knall und etwas zischte über meinen Kopf hinweg. Schließlich packten mich zwei kalte, harte Klauen und ich sah direkt in diese leuchtenden, blauen Augen.