Radegast schritt durch die Asche. Eine Wolke bildete sich hinter ihm, als er die Anhöhe hinaufmarschierte. Narben entstellten seine Rüstung und seine Pistole lag im Staub. Er brauchte sie jetzt nicht. Die Schlacht war vorbei.

Dies war einmal ein Bergbau-Außenposten gewesen. Nur ein paar Gebäude und ein Fahrzeug. Inmitten eines kleinen Waldes gelegen, war er wie ein kostbares Juwel gewesen, das an der Spitze der trüben Krone in der Wildnis angebracht war.

Jetzt war beinahe nichts mehr davon übrig. Der Krieger machte sich langsam gen Tal auf. Er setzte den Helm ab und ließ ihn mit einem gedämpften Aufprall in die Asche fallen. Von dem Wald waren nur noch Baumstümpfe übrig. Das kleine Dorf war gänzlich verschwunden, die Gebäude zu Splittern reduziert. Hier und da gab es stumpfe, graue Anzeichen von Bevölkerung.

Am Fuße des Tals erreichte Radegast den Grund für die Asche, den Tod und die Gewalt. Jemand hatte die Lichtträger in einer Reihe aufgebahrt und ihre gerüsteten und behangenen Gestalten mit einem einfachen Tuch bedeckt. Es waren fünf, die da unter den geschmolzenen Trägern der großen Halle der Siedlung lagen.

Diese Kriegsherren hatten diesen Teil der Wildnis seit Jahren terrorisiert. Hunderte waren durch ihre Hände gestorben.

Radegast drehte sich um, als seine Mitstreiter auf dem Weg zu ihm den Talgrund überquerten. Sie hatten dafür gesorgt, dass die Siedler und Bergarbeiter des Außenposten ihre letzte Ruhe fanden. Jolder glitt näher, ganz Energie und Feuer. Saladin, ruhig und langsam, das Gewicht der Toten auf seinen Schultern tragend. In Formation hinter ihnen schritt Perun, ihre Stiefel hinterließen kaum Spuren. Sie stellten sich vor ihm auf.

„Nie wieder.“ Er betonte die Worte ruhig. Die anderen standen da, wie vom Kampf gezeichnete Statuen.

„Wir reiten gegen Despoten und Kriegsherren. Wir verstecken uns in Enklaven, hoffen, dass andere Lichtträger uns nicht finden. Wir fürchten uns gegenseitig.“ Er schüttelte den Kopf und ballte seine Fäuste.

„Und das sollten wir nicht. Zusammen sind wir stark. Zusammen sind wir mächtig. Alles, was wir fürchten müssen, ist ... das.“ Er zeigte auf die toten Kriegsherren. „Unterliegen. Der Macht des Lichtes erlauben, uns zu blenden und uns vergessen zu lassen, was wir wahrhaftig sind.“

Natürlich war es Perun, die die Frage stellte. „Und was sind wir?“ Kein Urteil. Keine Rüge.

Doch Radegast konnte ihre Zweifel spüren. Er schaute nach oben und sein Blick blieb an dem riesigen Bogen hängen, der die Halle stützte. Als er sich wieder zu seinen Kameraden drehte, leuchteten seine Augen.

„Wir werden sein, was die Leute brauchen. Wir werden Hüter sein. Beschützer. Wir werden die letzten von uns zusammenhalten.“

Seine Stimme verklang im stillen Tal. „Unsere Tage des Versteckens sind gezählt.“ Sprecht jetzt, jeder von euch. Wem von den anderen Lichtträgern vertraut ihr? Auf wen können wir zählen?“

„Bretomart“, sagte Jolder.

„Deidris“, fuhr Perun fort.

„Ich vertraue nur dir, Radegast“, sagte Saladin, worauf ihr Anführer die Stirn runzelte.

„Was soll das heißen? Und was sind wir?“, fragte wieder Perun.

Radegast lächelte. „Wir versammeln die, denen ihr vertraut. Wir werden nicht darauf“—er zeigte um sich herum— „warten, dass wir zum Handeln gezwungen werden. Wir stellen uns denen entgegen, die das Licht gegen uns einsetzen. Die Menschheit braucht Beschützer. Wie die Ritter früher.“

Um sie herum wirbelte der Staub in der Luft. Sonnenstrahlen verschmolzen zu langen Balken, während die Sonne langsam am Horizont verschwand.

„Wer ist dabei? Werdet ihr an meiner Seite stehen— als Eisernen Lords?“

Im schwindenden Licht erschallte ihre Antwort wie Donnergebrüll.