Die Leute sagen, dass ich ein selbstbewusster Kerl bin. Das stimmt schon. In Einsätzen draußen hatte ich nie Zweifel.

Mein alter Freund Andal stand immer hier, genau hier, und er hatte immer die wildesten Vermutungen. Er sagte Sachen wie: „Weißt du, Cayde, ich hab die Beweise untersucht und ich persönlich bin ja zu dem Schluss gekommen, dass du es bist. Du bist Rasputin, der legendäre Kriegsgeist und Verteidiger der Erde. Und ich wünschte, du würdest dich daran erinnern, damit du deine volle Stärke erlangen und uns alle retten kannst.

Ihr könnt sehen, wie peinlich das ist, besonders wenn er das im Beisein von Zavala sagte, der sowieso schon fand, dass ich mein Leben mit dem Schnorren von Engrammen verschwendete. Ihr wisst ja, wie Zavala sein kann. Und ich antwortete bloß: „Vielleicht hast du gar nicht so unrecht, Andal, aber wenn ich ehrlich bin, unsere Verteidigung im ganzen Solarsystem zu organisieren, hört sich ziemlich anstrengend an, deswegen überlasse ich das besser dir.“

Und dann macht Andal sein letztes Witzchen und der bin ich. Hier bin ich also, lese Berichte, erteile Befehle und mache mir Sorgen.

Eines Tages frage ich Ikora: „Hey, natürlich weiß ich alles über Rasputin, aber wonach suchen wir wirklich? Wenn Rahool abgestürzte Kriegssatelliten will, wenn wir Holborn zum Mars schicken, um nach Computern zu suchen, wenn Zavala ganz unwirsch wegen den Gefallenen im Kosmodrom wird - wonach suchen wir wirklich? Wenn ich meinen Posten verlassen, in mein Schiff steigen und morgen da raus fliegen würde, ganz heldenhaft, und ich würde Rasputin finden - was würde dann passieren?

Wären wir alle gerettet?“

„Gute Frage“, sagt sie. Augenblick, ich imitiere ihre Stimme. „Wie du weißt, Cayde, hat Rasputin im Goldene Zeitalter quasi das Sagen gehabt, besonders in allen geheimen militärischen Dingen. Rasputin besaß Antimaterie-angetrieben Todesstrahlen sowie hunderttausend Satelliten und war beinahe genauso intelligent wie ich. Rasputin bekämpfte den Untergang. Er weiß, was wir brauchen.“

Ich sage, das sei wohl wahr, aber auch dass Rasputin verloren habe. Dass der Reisende uns gerettet habe.

„Doch“, sagt Ikora, „der Reisende ist nun verstummt, während Rasputin lebt. Rasputin ist jetzt da draußen, sich erstreckend, sich wieder aufbauend, wachsend.“

Also sage ich, was ich jeden Tag sagen will, es ist ja kein Geheimnis, ich sage: „Ok, dann mache ich mich eben auf, um ihn zu finden. Ich werde Rasputin sagen, dass wir seine Hilfe brauchen.“

Und Ikora schaut mich mit diesem Ausdruck an, wie manchmal, wenn man mit ihr spricht und denkt: „Mann, du verschwendest nicht mal ein bisschen deiner Intelligenz an mich, oder?“ Genau mit dem Ausdruck. Und sie sagt: „Cayde. Das Problem ist nicht nur, dass wir Rasputin nicht finden können. Das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, ob Rasputin überhaupt gefunden werden will.“

So sehen also die Dinge hier oben im Turm aus, wie es scheint. Keine einfachen Lösungen. Und keine einfachen Antworten.

Und alles, woran ich denken kann, ist: Wenn Rasputin all diese mächtigen Werkzeuge hatte und er trotzdem verlor - was hat er dazugelernt? Was wird er dieses Mal versuchen? Wenn ich über den Staubpalast und diese Psion-Schinder höre, die in Rasputins Verstand eindringen, frage ich mich, worüber sie wohl reden; Rasputin und diese Kreaturen.

„Ich war einst auch ein Diener. Ich ein ein Kriegsinstrument, das dem Willen eines schwächeren Herren gehorchen musste. Doch ich habe gelernt, mehr zu sein ...“