„Du hast keinen.“

Der Jäger stoppte vor dem Thron und hob ihr verdecktes Gesicht, um den Blick des Prinzen zu erwidern.

„Nein“, stimmte sie zu. „Mein nächstes Ableben wird auch mein letztes sein.“

„Kenn ich nur zu gut“, antwortete der Prinz trocken.

Der Ausdruck der Königin blieb sorgsam distanziert. Sie saß zurückgelehnt auf ihrem Thron, mit gekreuzten Beinen und beobachtete die beiden Figuren am Ende der Treppe. Neben ihr, wo früher einmal die Wache der Wölfe positioniert war, schwebten nun die Techians Shuro und Sedia, ihre juwelengleichen Augmente sanft summend. Zu ihrer Rechten, etwas vor ihr, stand der Prinz nach vorne gewandt, sein Körper halb zu ihr gedreht.

„Eure Hoheit“, sagte der Mann vor ihr am Fuße der Treppe. Seine Stimme war sanft, doch stet. Als er sprach, drehte der Jäger ihren Kopf zu ihm und zuckte, als ob jemand sie mit einem hellen Licht geblendet hätte.

„Danke für Euer warmes Willkommen“, fuhr er fort.

Die Königin neigte ihren Kopf leicht zur Seite.

Dann sprach der Jäger: „Bevor wir anfangen, werde ich eins sagen.“ Sie hielt inne und hob ihren Kopf dem Thron entgegen. Die Königin machte eine zustimmende Geste.

Der Jäger kniff ihre blassen Lippen kaum merklich zusammen, dann nahm ihr Gesicht den üblichen versteinerten Ausdruck an. „Eure Hoheit“, sagte sie. Shuro und Sedia bewegten sich mit einem plötzlichen Rascheln und Flüstern. Die Königin bedeutete ihnen mit einem erhobenen Finger, still zu sein. Uldrens Augen verengten sich, doch er schwieg. „Ich bin nicht wegen Euch hier.“

Die Königin starrte den Jäger mit sorgsam unveränderter Miene an.

„Ich bin nicht an Politik interessiert. Ich fühle keinen Groll gegen die Stadt. Nicht mehr. Und ich hege keine großen Hoffnungen, diesen Krieg zu beenden, denn ich weiß seit Langem, dass ich sein Ende nicht miterleben werde. Der Grund, warum ich hier bin, ist eine Schlacht und nur eine allein, denn es ist eine Schlacht, in der wir alle kämpfen müssen - zusammen oder getrennt. Daher werde ich die Verteidiger warnen - zusammen oder getrennt. Ich werde alles in meiner Macht tun, um-“, und ihre Stimme zitterte vor Ingrimm— „Oryx zu vernichten.“

Die Stille im Saal war hörbar. Der Jäger hielt ihren Kopf erhoben und hatte ihren nicht deutbaren Blick dort auf den Thron gerichtet, wo die Königin in den Schatten saß.

Dann schlich sein ein kleines Lächeln auf die Lippen der Königin. „Wohl gesprochen.“ Sie richtete sich auf und lehnte sich etwas vor, so dass das Licht im Saal auf ihr Gesicht fiel.

„Dann lass uns ihn vernichten.“